Minderheiten in Norwegen: Kvenen (kvener)

KvenenDie Kvenen gehören seit 1998 zu den fünf anerkannten nationalen Minderheiten Norwegens, welche nach der Unterzeichnung des Rahmenübereinkommens zum Schutz nationaler Minderheiten des Europarats von der norwegischen Regierung als solche erklärt wurden.
Die Kvenen sind eine Volksgruppe in Nordnorwegen, die sich aus Nachkommen finnischer Einwanderer zusammensetzt. Es gibt unterschiedliche Angaben, wie viele von ihnen heutzutage in Norwegen leben. Nach offiziellen Angaben sind es knapp 20.000, kvenische Organisationen sprechen von 30.000 – 50.000…

Der Begriff kvener oder auch kvænir war schon im 9. Jahrhundert bekannt und bezeichnete ein Volk, das am Bottnischen Meerbusen siedelte. Das Gebiet wird auch heute noch Kvenland genannt. Nachweisbar ist die Einwanderung einzelner Kvenen nach Nordnorwegen schon im 16. Jahrhundert, die erste große Einwanderungswelle gab es aber erst in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts während des Großen Nordischen Kriegs. Sie besiedelten die zur Landwirtschaft brauchbaren Flächen im Inneren der Finnmark und an den Fjorden von Troms und Finnmark. Nicht selten kam es zu Zusammenstößen mit den dort ansässigen Samen, aber das Aufeinandertreffen der beiden Volksgruppen ist auch durch gegenseitige Hilfe und Zusammenarbeit geprägt. Es wurden viele Ehen, die die ethnischen Grenzen überwanden, geschlossen.
Die Errichtung eines Kupferwerks in Alta und der damit verbundene Bedarf an Arbeitskräften führten ab 1830 zur zweiten großen Einwanderungswelle. Ab 1840 bedingte das wachsende Fischaufkommen im Varangerfjord eine beträchtlichen Zuwanderung in Vadsø und den Fischerdörfern der Ost-Finnmark. Die Zahl finnischer Migranten erhöhte sich in diesen Jahren von vorher 2.700 auf 9.100. Die Kvenen machten damit 8 % der Bevölkerung in der Provinz Troms und ganze 25 % in der Finnmark aus. Durch diese dichte Besiedlung blieben die kvenische Kultur und Sprache über Generationen erhalten.

Das Ortsschild von Alta (Finnmark) - norwegisch, samisch und kvenisch

Das Ortsschild von Alta (Finnmark) – norwegisch, samisch und kvenisch

Die Norwegisierung, die von starken nationalistischen Strömungen ab der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts vorangetrieben wurde, traf in Nordnorwegen die Kvenen und Samen gleichermaßen. Der Gebrauch der kvenischen Sprache in Schule und Kirche wurde verboten. Das im Jahre 1902 verabschiedete Jordsalgsloven verwehrte Nichtnorwegern den Kauf von Land. Da Finnland von 1809 bis 1917 zu Russland gehörte, galten die finnischen Einwanderer gar als Sicherheitsrisiko. Viel Kvenen sahen sich gezwungen, ihre Identität aufzugeben. In den isolierten Fischerdörfern, die zum Teil nur durch Finnen bewohnt waren, blieb das kvenische Erbe aber relativ gut am Leben.

Kvenisch ist ein Dialekt der finnischen Sprache, der eng mit dem Meänkieli oder Tornedalfinnisch verwandt ist. Es entwickelte sich über Jahrhunderte unabhängig vom eigentlichen Finnisch, so dass Kvenen und Finnen durchaus Probleme haben, einander zu verstehen. Ein Grund dafür ist auch der Einfluss der norwegischen Sprache, der deutlich nachweisbar ist.
Ende der 1960er Jahre wurde das Verbot, Kvenisch in der Schule zu lehren, aufgehoben. Ab 1996 wurde es als zweite Amtssprache in einigen Gemeinden in Nord-Troms und der Finnmark zugelassen, seit 2005 gilt Kvenisch als eigenständige Sprache in Norwegen. Zwei Jahre später nahm der kvenische Sprachrat (Kvensk språkråd) seine Arbeit auf. Eine Aufgabe war es, eine einheitliche kvenische Schriftsprache zu entwickeln. Erst seit 2012 gibt es Lehrbücher in Kvenisch.

 

Weitere Infos unter:
kvener.no
www.kvenskinstitutt.no
www.kvenkultursenter.no

 

(Fotos: www.kvensk.no)

 

 

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Namdalen - Eldorado für Angler und Naturfreunde

Namdalen

Foto: visitnamdalen.com

Namdalen, eine Region im nördlichen Trøndelag, ist weithin bekannt als Anglerparadies. Der für das Tal namensgebende Fluss Namsen ist einer der besten Lachsflüsse Europas. Es ist aber auch ein herrliches Gebiet für Wander- und Radtouren für alle Ansprüche, Bergkletterer und sogar Taucher. Im Winter wird das Namdalen als Skizentrum geschätzt – sowohl unter alpinen als auch unter nordischen Skisportlern…

Die Region Namdalen ist eine historische Landschaft in der Provinz Nord-Trøndelag. In der Wikingerzeit bildete sie ein eigenes kleines Reich. Heutzutage umfasst sie folgende Kommunen: Flatanger, Namsos, Fosnes, Nærøy, Vikna, Leka, Overhalla, Høylandet, Grong, Namsskogan, Røyrvik und Lierne. Rund 35.000 Einwohner leben hier auf einer Gesamtfläche von 11.860 km². Es gibt zwei Orte mit Stadtstatus – Namsos und Kolvereid. Namdalen war zuvor in drei Gebiete aufgeteilt – inneres, äußeres und mittleres. Seit 2017 gehören diese politisch zusammen.

Namdalen erstreckt sich von der Atlantikküste, die stark zerfurcht ist und vor der sich ein weiter Schärengarten ausbreitet, bis zur schwedischen Grenze. Der größte Teil ist weitestgehend bewaldet und umfasst mehrere Wildnisgebiete. Zur schwedischen Grenze hin steigt das Gelände an, und die Berge werden immer mächtiger und höher.

Im Flachland und den Küstengebieten wird Land- und Viehwirtschaft betrieben. Die Getreidefelder gehören zu den nördlichsten Skandinaviens. Eine große Bedeutung hat die Forstwirtschaft. Dabei wird der Fluss Namsen mit seinen rund 200 km Lauf innerhalb der Region Namdalen seit alters her zum Flößen des Holzes genutzt.

Gleich drei Nationalparks laden zu besonderen Naturerlebnissen ein – der Børgefjell Nationalpark, der Lierne Nationalpark und der Blåfjella-Skjækerfjella Nationalpark. Der Namsskogan Familienpark ist ein Riesenerlebnis für groß und klein. In Rørvik befindet sich das Museum für Küstenkultur und Küstenwirtschaft Norveg. Der alte Fischerort Sør-Gjæslingan war einmal eines der größten Fischerdörfer südlich der Lofoten. Heute könnt ihr in dieser rustikalen Atmosphäre übernachten und die Küste hautnah spüren. Was auch immer ihr vorhabt, die Region Namdalen ist einer der beliebtesten Freizeitorte Norwegens sowohl im Sommer als auch im Winter.

 

Weitere Infos:

visitnamdalen.com

 

 

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