Helge Ingstad und das Amerika der Wikinger

Helge Ingstad

Foto: Gyldendal Norsk Forlag

Helge Ingstad hängte seinen Beruf als Jurist an den Nagel und verließ sein gutbürgerliches Leben in Norwegen, um Trapper und Abenteurer in Kanada zu werden. Zusammen mit seiner Frau Anne Stine machte er später eine Entdeckung, die dafür sorgte, dass die Weltgeschichte umgeschrieben werden musste. Bei Ausgrabungen in Neufundland stießen sie 1968 auf die Überbleibsel einer ca. eintausend Jahre alten Wikingersiedlung. Sie hatten den Beweis gefunden, dass die Nordmänner schon 500 Jahre vor Christoph Kolumbus in Amerika waren…

Helge Marcus Ingstad wurde am 30.12.1899 in Meråker (Trøndelag) geboren, wuchs in Bergen auf und wurde 1922 Rechtsanwalt. Nach ein paar Jahren Arbeit in seinem Beruf verkaufte er seine Kanzlei in Levanger (Trøndelag) und verschwand in der Wildnis Kanadas. Hier lebte er als Pelzjäger von 1926 bis 1930. Kurz darauf veröffentlichte er sein erstes Buch Pelsjegerliv (Pelzjägerleben). Das Buch ist eines der meistverkauften Bücher in Norwegen und wurde in mehrere Sprachen übersetzt.
1932 wurde er zum Amtmann in Ost-Grönland und, nachdem Norwegen seine grönländischen Gebiete 1933 an Dänemark verlor, zum Amtmann auf Spitzbergen berufen. Aber schon zwei Jahre später hatte ihn die Sehnsucht nach der Wildnis wieder gepackt. Ingstad war schon lange von den Indianern fasziniert und so führte ihn seine nächste Reise nach Arizona und New Mexico mit dem Ziel, den sogenannten verlorenen Stamm (Den tapte stamme) zu finden. Dieser bestand aus Nachkommen der Apache- Indianer, die 1886 nach den nordamerikanischen Indianerkriegen in die Berge der Sierra Madre geflohen waren. Er fand den Stamm nicht, aber sein Buch Apace-indianerne. Jakten på den tapte stamme (Apache- Indianer. Die Jagd nach dem verlorenen Stamm) wurde wieder ein großer Erfolg.
Der Ausbruch des II. Weltkriegs führte Helge Ingstad nach Norwegen zurück. Er stand im Dienst des Roten Kreuzes und war einer der Leiter der Rettungsmaßnahmen an vorderster Front. 1941 heiratete er seine Frau Anne Stine.

Nach dem Krieg widmete er sich wieder seinen Forschungsreisen. 1949/50 besuchte er die Inuit in Alaska, 1954 reiste er nach West-Grönland, wo er einige Ruinen der alten nordischen Siedlungen aufsuchte. Das Schicksal der Wikinger und ihre Reisen nach Amerika zogen ihn Bann. In den 1960er Jahren plante er eine Reihe von Forschungsreisen entlang der Ostküste Kanadas. Sein Ziel war das sagenumwobene Vinland des Leif Eriksson zu finden. 1968 gelang es ihm und seiner Ehefrau, die Archäologin war, eine Siedlung der Wikinger in der Nähe der Ortschaft L’Anse aux Meadows an der Nordspitze Neufundlands aufzuzeigen. Mit Hilfe der C-14-Methode, auch Radiokohlenstoffdatierung genannt, konnte das Alter auf etwa 1000 n. Chr. festgelegt werden. Somit waren die Reisen der Wikinger nach Amerika, von denen in der Saga die Rede ist, wissenschaftlich bewiesen.

Anne Stine und Helge Ingstad

Sie entdeckten das Amerika der Wikinger, Foto: UiO

Helge Ingstad veröffentlichte noch mehrere Bücher, die 1990 als gesammelte Werke herausgegeben wurden. Er wurde 1965 zum Ritter 1. Klasse des Sankt-Olav-Ordens ernannt, 1970 zum Kommandant und 1991 erhielt er sogar das Großkreuz. Er war Ehrendoktor der Universitäten von Oslo und Bergen, der Memorial University in St. Johns (Neufundland), des St. Olaf College in Minnesota. 1991 erhielt er zusammen mit seiner Frau die Royal Geographical Society-Goldmedaille. Am 25.01.2001, zwei Monate bevor Ingstad starb, enthüllte König Harald ein Denkmal für Anne Stine und Helge Ingstad, welches vor dem Vikingskipshuset auf Bygdøy in Oslo zu finden ist.

 

Weitere Infos unter:
Helge Ingstad i Norsk biografisk leksikon
Helge Ingstad i Gyldendal Norsk Forlag
www.nrk.no/kultur/litteratur/helge-ingstad-biografi

 

 

1 Star2 Stars3 Stars4 Stars5 Stars
Loading...
  1. Pingback: Halehelter - Norwegians Ehrung berühmter Personen - Norwegenstube

Hinterlasse eine Antwort

Nordre-Isfjorden- Nationalpark (Svalbard)

Nordre-Isfjorden

Foto: www.miljodirektoratet.no

Der Nordre-Isfjorden- Nationalpark erstreckt sich über eine Fjord- und Küstenregion Svalbards, die eine artenreiche arktische Vegetation und eine lebhafte Vogelwelt mit zahlreichen Brutplätzen vorweisen kann. Der Park liegt auf dem westlichen Teil Spitzbergens an der Nordküste des Isfjords. Neben der Küste, den vorgelagerten Inseln und den sich in das Land bohrenden Fjordarmen umfasst der Nationalpark auch das Boheman Vogelreservat

Der Nordre-Isfjorden- Nationalpark wurde am 26.09.2003 eröffnet und bedeckt eine Fläche von 2.952 km², wovon ca. 905 km² Wasserfläche sind. Das komplette Areal wurde früher als Fanggebiet genutzt. Das Hauptlager war Kap Wijk, hier sind drei Generationen von Jagdhütten zu finden. Auch Spuren des Mineralabbaus und Zeugnisse aus der Anfangszeit des Minenbetriebs sind vorhanden.

Der Nationalpark erstreckt sich vom St. Jonsfjord im Westen über das Oscar-II.-Land, James-I.-Land und das Dickson-Land bis zum Dicksonfjord im Osten. Der Hauptfjord im Park ist der Nordfjord, ein nördlicher Arm des Isfjords. Er teilt sich im Inneren in den Ekmanfjord und Dicksonfjord. Mehrere größere Gletscher sind zu finden – Eidembreen, Venernbreen, Nansenbreen, Borebreen, Wahlenbergbreen, Sveabreen, Sefstrømbreen und Holmströmbreen.

Im Nordre-Isfjorden- Nationalpark gibt es weite Strandflächen, die durch Meeresablagerungen entstanden sind. Diese und die flachen Meeresflächen sind wichtige Areale für Seevögel.
Es gibt mehrere Brutkolonien und Vogelfelsen unter anderem das Alkhornet, welches zusammen mit der Daudmannsøyra auf der internationalen Liste von Birdlife steht und zu den wichtigsten Vogelgebieten Europas zählt.
Die Vegetation ist für die polare Breite sehr verbreitet und artenreich. Mehrere seltene Pflanzen blühen hier. Zudem finden sich zum Teil sehr dicke Torfablagerungen im Park, die etwas ungewöhnlich für Spitzbergen sind. Wiesen, Moore und Feuchtgebiete komplettieren das Bild.

Im Nationalpark ist es verboten, mit motorisierten Fahrzeugen oder Fahrrädern zu fahren. Auch das Überfliegen des Gebiets mit Flugzeug oder Hubschrauber ist nicht erlaubt. Wenn ihr den Park aufsuchen wollt, müsst ihr das beim Gouverneur anmelden, da er außerhalb des für Besucher frei zugänglichen Areals Spitzbergens liegt.

 

Weitere Infos:

www.npolar.no

 

 

© 2002 - 2024 Schwedenstube by Karsten Piel All Rights Reserved